Freitag, 30. September 2011

Notiz: Bucherscheinung "Mit Hunden sein"

Heute mal ein Tipp für Hundehalter - davon gibt es ja auch eine ganze Menge ;-)



Am 22. September erschien im Ippikon Verlag das Buch "Mit Hunden sein", unter anderem inspiriert von der Arbeit mit den Pferden von Sabine Birmann, regt die Autorin Eva Windisch zum Nachdenken über Vorurteile und feste Konzepte in der Hundeerziehung an und zeigt, wie einfach es sein kann, wenn man sich mehr auf das Wahrnehmen und die Körpersprache konzentriert. Eine warme Empfehlung meinerseits, nicht nur weil ich das Buch illustrierte und gestaltete.

Für die interessierten Hundeliebhaber: das Buch kostet 12 € + 2 € Versand innerhalb Deutschlands und bestellen könnt ihr es direkt bei der Autorin per Mail: info@mithundensein.de Weitere Infos und eine kostenlose Leseprobe im PDF-Format erhaltet ihr auf der Website: www.mithundensein.de

Dienstag, 27. September 2011

Freundschaft mit Pferden - Gedicht

Hier ein wunderschönes Gedicht welches mir meine Schwester Sophia zum Geburtstag geschrieben hat. Sehr persönlich, aber ich wollte es trotzdem mit euch allen teilen, denn ich bin sicher, nicht nur ich selbst finde mich darin wieder!

Tausend Dank!


Für meine Schwester Jaana :

Siehst du die Spuren in der Erde ?
Die Spuren der weisen, führenden Pferde.
Sie leiten dich durch dein Leben
Und können dir jederzeit Mut mitgeben.
Du liebst sie und bist mit ihnen eins,
Du verstehst ihr Herz und sie verstehen deins.
Zusammen sollt ihr durch das Leben gehen
Und ihr werdet viel Freude und Freiheit sehen.
Nie lasst ihr euch allein
Und so soll es für immer sein.
Kurz gesagt, mit einem Satz :
du bist der Pferde größter Schatz !
Genauso ist es auch umgekehrt
Und noch ein Sprichwort das uns lehrt :
« Das Glück auf Erden
Liegt in der Freundschaft mit Pferden. »


Freitag, 23. September 2011

Der Sattel ...

... oder kurz erklärt, warum wir auf Pads reiten.

Ein Sattel ist für den Komfort des Reiters gedacht. Er ermöglicht den stabilen Sitz, den man in den verschiedenen sportlichen Disziplinen benötigt. Aber ist er unbedingt erforderlich?

Der Baum eines Sattels ist steif - meistens aus Holz oder Kunststoff - und mit einer harten Polsterung überzogen. Deshalb tut jeder eine Satteldecke zwischen Pferderücken und Sattel. Eigentlich ist die Schlussfolgerung jedoch logisch, dass, wenn der Sattel und sein Baum nicht perfekt an den Pferderücken angepasst sind, das Pferd in seinen natürlichen Bewegungen eingeschränkt wird.

Der Pferderücken und dessen Muskeln sind die Körperteile, die uns, die Reiter, tragen. Letztere befinden sich konstant in Bewegung und verändern auch ihre Form je nach Trainingsstand und Alter des Pferdes. Deshalb sieht man häufig selbst junge Pferde mit schechten Rücken, da die Muskulatur verkümmert ist.

Man sollte also gründlich überlegen, bevor man dauerhaft einen vielleicht nicht passenden Sattel auf den ja so wichtigen Pferderücken schnallt. Jedes Pferd hat eine ganz eigene Rückenform!
Deswegen reiten wir ohne Sattel, mit zwei dicken Westernpads (ganz normale, aber dicke, Satteldecken, wie sie sonst unter den Westernsattel kommen) welche mit einem Gurt festgezogen werden. Das ermöglicht eine enorme Bewegungsfreiheit für das Pferd, ist für lockeres Geländereiten auch bequem für den Reiter, der nicht rutscht, und der Pferderücken wird trotzdem vor unangenehmen Stößen unseres Beckens geschützt.

Das Pferd hier Links trägt zum ersten Mal Pads und wurde vorher mit einem klassischen Sattel geritten. Wer genau hinsieht, der merkt, dass der Rücken ganz leicht versteift und abgesenkt ist.

Ich kenne die Kontroverse, welche heute zu diesem Thema herrscht. Vor allem Teilnehmer des Reitsports belächeln schnell das Reiten ohne Sattel. Doch auch hier möchte ich nur kurz einmal darauf hinweisen, dass es inzwischen gute und erprobte Sättel ohne Baum für alle Disziplinen gibt. Meistens sind sie sehr viel billiger als ein Markensattel (und tausendfach billiger als sich ständig einen neuen Sattel auf Maß anfertigen zu lassen!) und verabschieden das Thema vom Sattelzwang gleich von vorne herein.

Hier in Frankreich ist vor allem die Marke BAREFOOT bekannt. Sie bringen immer wieder neue Modelle heraus - zu egal welcher Disziplin. Wäre das nicht toll? Gleichzeitig dem Pferd etwas Gutes tun und sich trotzdem finanziell nicht zu verausgaben?

Persönliches Kommentar: ich selbst kaufte damals für Denicheur noch einen Sattel mit Baum - Marke billig. Es war in dem Sinne herausgeschmissenes Geld, hätte ich da schon das mit dem Padreiten kapiert ...

Also, bis zum nächsten Mal! Ich freue mich über Feedback und Kommentare!

Montag, 19. September 2011

Nachwort: unsere eigene Angst

Bevor ich jetzt dann zum nächsten Thema hier im Blog übergehe, möchte ich aufgrund des erhaltenen Feedbacks nocheinmal zu dem Checklist-Post zurückkommen. Ich habe vor allem Positives zurückbekommen, aber je mehr ich darüber nachdenke, verleitet mein Post schnell anzunehmen, dass man hier mal wieder etwas gefunden hat, was einfach so oder so gemacht werden soll.

Lasst euch auch hier nicht in eine Schublade stecken und ganz gewiss auch euer Pferd oder sein Verhalten nicht. Es gibt zum Beispiel tatsächlich ängstliche Pferde, welche total überfordert reagieren - einfach aus Angst - und das nicht zwingend, weil sie keine Bindung zu ihrem Menschen haben.

Am ängstlichsten sind aber oft wir Menschen selbst. Nicht nur haben wir selbst Angst vor der Plastiktüte oder dem kläffenden Hund oder dem Traktor der angebrettert kommt (auch wenn wir in unseren Augen ja nur Angst vor der Reaktion des Pferdes haben), sondern auch in ganz viel banaleren Situationen - oft schon, wenn sich ein Pferd "frei" und unkontrolliert in unserer Nähe aufhält.

Ein Pferd kann nicht in unseren Gedanken lesen, dass wir Angst vor ihm haben und wenn, dann bleibt bei ihm nur ein großes Fragezeichen. Es reagiert genauso unsicher auf einen neuen Gegenstand oder eine Situation wie wir und damit beginnt dann meist ein Teufelskreis, wo an den Zustand, welchen ich so locker im letzten Artikel beschrieb, gar nicht mehr zu denken ist!

Oft ändert sich das alles bereits innerhalb von Sekunden, wenn eine unvoreingenommene Person bei dem Pferd ist, die von sich aus gar nicht auf die Idee kommt, dass irgendein Problem vorliegt, dann scheint plötzlich auch das Pferd seine Angst vergessen zu haben.

Bin ich in dem Moment nicht in der Lage, mich derart in die Ruhe zu bringen, sollte ich Fair bleiben, und das auch zugeben. Angst ist wie bereits gesagt, nur schlecht, wenn man sie leugnet. Dann täuscht man vor jemand zu sein, der man in diesem Augenblick gar nicht ist.

Das beste Feedback erhielt ich diese Tage von meinem Pferd Denicheur selbst - nicht wegen einem Gegenstand, sondern er wollte mal wieder meine Angst vor ihm dazu ausnutzen, schneller durch das Tor nach draussen zu kommen. Stehe ich ersteinmal in der Situation vor meinem Pferd, welches mich durch tänzeln und leichtem Steigen, Buckeln, Ohrenanlegen und Quietschen bewusst beeindrucken möchte um ans Ziel zu kommen, dann wird man auf einmal ganz klein ... oder?

Wenn ich ehrlich bin, hat er nur so herumgemacht, weil ich selbst nicht von mir überzeugt war. Er hat das gespürt und - nett wie er ist :-X - sofort ausgenutzt. Früher war ich nie in der Lage, so eine Situation zu klären. Jetzt führte ich ihn wieder hinein, machte das Tor wieder zu und löste den Strick vom Halfter. Natürlich wurde sofort empört herumgaloppiert etc. weil Vertigo bereits draussen war - an dem er ja ganz furchtbar klebt.

Denicheur und ich - da kriselt es immer wieder. Aber letztlich gelingt uns immer wieder ein Schritt nach vorn.
Keine Minute verging und er fing an, um mich herumzulaufen. Ich schickte ihn ein Paarmal weg und als ich merkte, dass er es jetzt wirklich ernst und freundlich meinte, lud ich ihn zu mir ein und machte den Strick wieder ans Halfter. Vorsichtig führte ich ihn rückwärtsgehend aus dem Tor, bis ich merkte, dass er jetzt wirklich bei mir war. Als ich ihn dann freiließ, blieb er bei mir stehen und ließ sich kraulen. Ein sehr schöner Moment.

Nun, das ist jetzt eine ganz ehrlich Erzählung von meinem Alltag mit den Pferden. Habe ich ihn bestraft, als ich ihn wieder zurück auf die Koppel brachte und nicht hinausließ? Ja und nein. Ich war ehrlich zu mir und habe meine Angst erkannt - er war zuerst definitv nicht begeistert davon. In dem Moment muss man abschätzen, was geht und was nicht. 

Jemand anderes hätte dieses Problem vielleicht nie gehabt und er hätte mir vielleicht gesagt, dass ich schwach gewesen bin, aber worum es ging war, dass ich es gemacht habe, dass ich mich der Beziehung gestellt habe, genau als die, die ich eben bin. Und ich habe nunmal Angst, wenn Denicheur zickt und dann kann ich nur noch meinen Raum wahren und warten, ob man im nächsten Moment wieder weiterreden kann.

Und noch was: ich bin froh, dass Denicheur mir nun so offen zeigt was er denkt. Er fordert mich auf eine doch liebevolle Art heraus und bringt mich immer wieder an den Boden der Tatsachen. 

Das Pferd als Lehrer ...

Freitag, 9. September 2011

Mit Freude Neues erforschen - Checklist Teil 2

 Teil 2 der Checklist-Reihe

Pferde sind von Natur aus neugierig. Sie spielen immer mit allem Möglichem herum, solange sie sich in einem entspannten Umfeld bewegen. Für mich ist es ein Zeichen, ob ein Pferd aufgeweckt ist und an mir und seiner Umwelt interessiert ist oder nicht - weil es zum Beispiel unter Stress steht oder abgeschalten hat.

Jedes Pferd hat selbstverständlich unterschiedlich stark Freude am Spielen und Ausprobieren. Manche sind von Haus aus skeptisch allem Ungewohnten gegenüber. Deswegen geht es hier in dem Artikel nicht darum, dass man erwarten sollte, dass jedes Pferd "Hurra!" ruft, wenn es einen Ball oder eine Tüte sieht, sondern darum, wie man in einer Beziehung mit neuen Dingen umgehen kann.

1.: der Check: 
Zum ersten Mal zeige ich Vertigo ein Pad. Er schaut neugierig.
Was passiert, wenn sie ihr Pferd mit etwas völlig Unbekanntem konfrontieren (natürlich wenn das Pferd völlig frei ist)? Kommt es und beschnüffelt es oder hält es sich auf Abstand so lange sie das Ding bei sich haben?

2.: Warum ist dieser Punkt so wichtig?
Was ich jetzt sage, mag manchem Reiter gar nicht gut schmecken; Für mich ist chronische Schreckhaftigkeit beim Pferd (also, wenn ein Pferd immer vor allem scheut, auch im Stall etc. - nicht wenn es wirklich erschreckt wird und dann ein paar Hopser zur Seite macht) ein Zeichen von übermäßigem Stress oder, und das ist besonders häufig der Fall, ein Zeichen für wenig Vertrauen in die Beziehung.

Ich will das, was ich meine, genauer erklären, indem ich mehrere Beispiele anführe.

  1.  Beispiel: Pferd erschreckt sich Ich bin mit meinem Pferd unterwegs durchs Dorf. Ein Hund rennt kläffend an ein Gartentor. Logischerweise erschrickt sich mein Pferd. Je nach Temperament und Erfahrung meines Pferdes und auch meiner eigenen Gelassenheit, wird es sich mehr oder weniger schnell wieder einkriegen - spätestens wenn wir zu Hause und im Stall sind.
  2. Beispiel: Pferd ist skeptisch und ängstlich Seit heute steht neben dem Reitplatz ein Anhänger mit im Wind flatternder Plane. In der Ecke - zum Beispiel bei der Bodenarbeit - buckelt mein Pferd los und versucht zu fliehen. Je nachdem, wie ich mit der Situation umgehe, aber spätestens wenn der Hänger wieder weg ist, entspannt sich die Situation.
  3. Beispiel: Pferd verweigert sich komplett Beim Spaziergang müssen wir an einer gewaltigen Landmaschine vorbei. Mein Pferd entscheidet sich, hier auf keinen Fall vorbeizugehen. Je nach Temperament meines Pferdes kann ich mit klarer Diskussion vielleicht etwas erreichen, aber manchmal kommt man richtig ins Kämpfen und das Vorbeikommen wird undenkbar, ja sogar gefährlich, weil sich das Pferd immer mehr aufspult. 
  4. Beispiel: Augen zu und durch Ich reite auf meinem Pferd, schwatze, gröhle und turne auf seinem Rücken herum, während es einfach weitertrottet. Es hat schlichtweg abgeschalten und folgt dem, was es als seine Aufgabe zu verstehen meint.
  5. Beispiel: Energie Ein Windhauch lässt die Blätter rascheln ... Mein Pferd nimmt die Energie auf und macht ein paar Bocksprünge.
  6. Ich gehe in die Koppel. Er schnüffelt.
  7. Beispiel: Mein Pferd ist neugierig Ich muss Baumaterialien über die Koppel oder an den Boxen vorbei in einer klapprigen Schubkarre transportieren. Mein Pferd kommt auf mich zu, schaut, was ich da tue und interessiert sich sehr für das, was ich da habe - es könnte ja etwas Tolles sein, denn das ist es eigentlich immer, wenn ich etwas dabeihabe.
Um zu allen Beispielen etwas wirklich Interessantes zu schreiben, müsste ich ein ganzes Buch veröffentlichen. Für mich sind alle Reaktionen des Pferdes in jeglicher Situation logisch begründet. Wenn ich jetzt von chronischer Schreckhaftigkeit schrieb, dann meinte ich, wenn sich ein Pferd in so einer Situation übertrieben verhält. Ein solches Pferd wird unter Dauerspannung stehen - bereit, bei jeder hastigen Bewegung, zur Seite zu springen. Diese Pferde sind nicht selten und werden oft als Spinner abgetan. Nur wenige davon sind aber tatsächlich derart temperamentvoll, es mangelt im Normalfall mehr am Vertrauen und liegt vielleicht auch an einem haltungsbedingten, hohen Stresspegel.  Ein abgeschaltetes Pferd erkenne ich daran, dass es keine der Verhaltensweisen mehr zeigt, und nur noch, wie in Beispiel 4, vor sich hintrottet.
Erst lege ich es nur an seine Seite.

Man sieht hier vor allem, dass Schreckhaftigkeit und Fluchtverhalten des Pferdes nicht so leicht über einen Kamm geschoren werden kann, indem man ein Pferd "Planensicher" macht. Das geht höchstens über Abstumpfen, was früher oder später zum Zustand in Beispiel 4 führt, der sich dann dauerhaft einstellt.
 
Zurück zum Thema des Artikels.
 
3.: Was habe ich davon, wenn mein Pferd mit Neugier an neue Reize herangeht?
Die Frage ist wohl weniger was es mir bringt als dass, was das Pferd mir damit sagt. Noch ein Beispiel: ich mache den obenstehenden Check indem ich mit einer Tüte zu einem jungen Pferd gehe. Ich bleibe gelassen stehen und raschle ein wenig. Vertraut mir das Pferd, kennt es mich als jemanden, der immer tolle Spiele in der Tasche hat und ist die Situation allgemein entspannt, wird es Interesse in irgendeiner Art zeigen. 
 
Je stärker die Bindung, desto mehr wird sich das Pferd von sich aus interessieren. Verspielte Pferde werden schnell um mich herumstehen und alles mit der Tüte tun, was ihnen einfällt. Anderen schnuffeln nur einmal kurz und dann ist es auch wieder gut.

Jetzt liegt es drauf. Man sieht seine Skepsis.
Abgeschaltete Pferde werden Sie auf diese Weise kaum interessiert bekommen. Traumatisierte Pferde scheuen und kommen dann nicht wieder. Das Gleiche kann Ihnen passieren, wenn Sie selbst angespannt und ängstlich sind.
 
4.: Was sagt mir mein Pferd damit?
Kurz gesagt; kommt es trotz der Anwesenheit von etwas Unheimlichen zu Ihnen, bedeutet das, dass es Ihnen vertraut. Rennt es einfach nur weg und kommt nicht mehr, heisst das, dass es lieber auf Abstand bleibt und auch Sie damit in Frage stellt; vielleicht sind Sie jetzt in seinen Augen auch ein "gruseliger Gegenstand". Letzteres muss nicht immer negativ sein, sondern bei einem skeptischen Pferd ist das auch ganz normal. Trotzdem wäre es, wenn Sie Ihr Pferd einmal mit gutem Gefühl reiten wollen, ratsam, auf den ersteren Zustand hinzuarbeiten.
 
Reagiert Ihr Pferd ohne Neugier, dann akzeptieren Sie bitte, dass es jetzt sagt: "Kein Interesse". Gründe gibt es viele, aber machen Sie Ihre Beziehung zum Pferd nicht kaputt, indem Sie es zwingen, sich damit zu beschäftigen. Freuen Sie sich entweder, wenn Ihr Pferd wirklich gelassen reagiert, denn dann können Sie mit einem sichereren Gefühl im Magen aufsteigen. Haben Sie das Gefühl, dass es Ihrem Pferd antrainiert wurde, sich nicht interessiert zu zeigen, lassen Sie es trotzdem sein und arbeiten Sie ersteinmal an der Bindung.
 
5.: Was kann ich konkret tun?
Zum Schluss guckt er aber dann doch zufrieden.
Machen Sie sich selbst zu einer interessanten und vertrauenswürdigen Person. Wie ihr Pferd letztlich auf Dinge reagiert hängt nämlich zum großen Teil davon ab, wie gelassen und souverän Sie selbst mit den Dingen umgehen. Ein Pferd reagiert extrem sensibel auf Stressreaktionen wie Verspannungen, Herzklopfen, Angstschweiß, unsichere Körpersprache und -haltung, Stimme und so weiter. 
 
Suchen Sie Orte der Entspannung und setzen sich einfach zu Ihrem Pferd auf die Koppel, teilen einen Moment mit ihm, lesen ein Buch, schreiben ... nehmen Sie einen Rucksack mit. Drängen Sie dieses dem Pferd nicht auf sondern lassen es kommen und gehen wie es will (ohne Sie zu zertrampeln versteht sich). Nehmen Sie Regenjacke oder -schirm mit, damit Ihr Pferd diese schoneinmal gesehen hat, bevor Sie mal im "Ernstfall" damit anrücken weil es wie aus Kübeln gießt.
 
Rennt ihr Pferd davon, bleiben Sie gelassen. Nehmen Sie sich die Zeit zu warten und zu klären. Sie können auch ein anderes Pferd dazunehmen, welches keine Scheu zeigt.
 
Zwingen Sie es nicht dazu, sich etwas anzusehen, wie es in mancher Form der Bodenarbeit praktiziert wird. Dabei geht es um reine Machtabklärung und der Wille des Pferdes wird mit Gewalt gebrochen. Das hat auch nichts mehr mit Anti-Scheu-Training zu tun und gar nichts mehr damit, worum es hier geht.
Dies ist keine Art, ein Pferd FÜR etwas zu interessieren, sondern reine Dominanzabklärung die ein Aufgeben und Abstumpfen des Pferdes zur Folge hat.
 
Sie können natürlich daran Arbeiten, wenn Ihr Pferd vor einer Sache wirklich Angst hat. Am besten Funktioniert es aber immer über Nachahmung, das heisst, Sie machen Ihrem Pferd etwas vor und es kann dann - möglichst wenn es frei ist - selbst mit der Situation umgehen.
 
Ein Pferd ist ein Fluchttier - bleibt es in einer Situation der potentiellen Gefahr bei Ihnen, so ist das ein Beweis nicht nur von Respekt, sondern von Vertrauen. Verspielen Sie dieses Geschenk nicht leichtsinnig! 

Donnerstag, 1. September 2011

Info: Aktualisierung im Interview mit Live Bonnevie

Zu meinem Bedauern stellte sich heraus, das mir zuerst die Kurzfassung der beantworteten Fragen von Live Bonnevie zugekommen ist. Die Autorin bat mich um Ausbesserung und darum findet ihr jetzt den Artikel von heute, bzw. das Interview, aktualisiert. Es lohnt sich, nocheinmal reinzuschauen!


Vielen Dank für euer Verständnis!
Jaana


Interview mit Live Bonnevie - Autorin des Buches "Zwischen Himmel und Erde"

Ich freue mich sehr, dass sich Live Bonnevie bereiterklärt hat, diesem Blog ein Exklusivinterview zu geben.
Bleistiftzeichnung von mir die nach dem Lesen des Buches entstand. Wird in noch ein größeres Bild eingearbeitet.
Hey Live! Kannst du beschreiben, was für dich ganz persönlich die Botschaft deines Buches ist?
Ich schätze es ist die Liebe - mehr als alles andere. Die Liebe, die man anderen zuteil werden lässt. Die Liebe und den Respekt welche man seiner eigenen Seele zuteil werden lässt. Und es geht natürlich um die Liebe zu den Pferden. 

Für wen hast du es geschrieben? War es zuerst an alternative Pferdeleute gerichtet?
Ursprünglich schrieb ich das Buch für eine Gruppe von Leuten die ich gerne “Alle diese Mädchen die Pferde lieben” nenne. Um es kurz zu machen, versuchte ich also ein Buch zu schreiben, nachdem ich selbst immer gesucht hatte, aber nie fand. Dann, als der Roman sich entwickelte, wurde mir klar, dass man kein Pferdenarr sein muss um es zu lesen - und auch nicht zwingend ein Mädchen! Es ist ein Buch das sich mit der Suche nach der der wahren, inneren Stimme befasst - und der Reise um der zu werden, der man eigentlich bestimmt ist zu sein - im Bewahren der inneren Intuition und Weisheit. Das Thema an sich ist universell.

Bevor du das Buch veröffentlicht hast, warst du besorgt, ob normale Leute die Botschaft verstehen würden? Und wie waren die Reaktionen dann tatsächlich?
Es gibt keine wirklichen Überraschung in diesem Buch. Tief im Inneren, kennt jeder die Botschaft bereits. Manche Leute haben lediglich vergessen oder haben sich auf dem Weg verlaufen. Ich hoffe, dass dieses Buch als Erinnerung dienen kann. Weiterhin denke ich, dass man das Buch auf vielerlei Arten lesen kann und ich mich mehr auf die Fähigkeit des Fühlens meiner Leser verlasse, als wie die reinen, intelektuellen Verständnisses. Die Reaktionen, die ich bisher bekam, waren überwältigend und ich bin dankbar für jede davon.

Was war die persönliche Erfahrung die dich auf so berührte, dass du anfingst, dieses Buch zu schreiben?
Das Buch ist ziemlich autobiographisch gehalten. Man wird wenig darin finden, was Fantasie oder Fiktion ist. Aber es gibt Abschnitte bei welchen ich dramatische Steigerungen einfügte um sicherzustellen, dass der Leser das Gleiche empfindet, was ich im realen Leben empfand. Was mich dazu brachte, es zu schreiben, war das Gefühl, dafür bestimmt zu sein.

Es gibt viel Kritik gegenüber dem traditionellen Pferdesport. Was denkst du dazu und sind Islandpferde-Turniere menschlicher in deinen Augen?
Turniere für Islandpferde sind ein Teil des Pferdesports, deswegen differenziere ich hier nicht. Mein Gefühl gegenüber allen Formen des Reitsports ist Folgendes: 
Wenn das Pferd gesund und stark ist und der Reiter sanft, wissend und mitfühlend, kann es wunderbar sein, ein solches Team in perfekter Balance zu beobachten, gleich welcher Reitweise. Leider ist dies nicht oft der Fall wenn man sich zu einem Turnierring begibt. Das Pferd ist oft nicht ausreichend vorbereitet (weder geistig noch körperlich), es fehlen ein grundlegendes Verständnis und der Reiter wird vom Ehrgeiz getrieben. Das Ergebnis ist sowohl traurig als auch schmerzhaft, meiner Meinung nach. Als allgemeinen Eindruck empfinde ich, dass wir heute oft zu viel von unseren Pferden verlangen.

Was ist mit dem Natural Horsemanship, welches in deinem Buch auch angesprochen wird - es scheint, dass du mit deren Lehren nicht einverstanden bist?
In der Theorie gibt es sehr viele gute Dinge beim Natural Horsemanship, aber wenn man sich anschaut, wie gefühllos manche der sogenannten Meister und deren Methoden sind, wird man bald begreifen, dass der der psychische Schaden an den Pferden, die durch diese Philosophie geformt werden, viel schlimmer ist als der, welcher durch einen mehr traditionellen Umgang entsteht. Mit anderen Worten ist es ein Werkzeug welches, wie jedes andere Werkzeug, leicht missbraucht und missverstanden werden kann.

Hast du eine persönliche Passion für Islandpferde?
Ja, ich finde sie großartig. Das gesagt, ist meine Liebe zu den Pferden auf einer viel tieferen Ebene. Ich liebe Pferde schichtweg dafür, dass sie Pferde sind.

Wer sind die Pferdefrauen, welche als Clan in deinem Buch vorkommen? Was tun sie? Wo sind deren Pferde und wie stellst du dir vor, dass sie mit ihren Pferden leben und sind? Ihre Rolle ist mehr im Hintergrund des Buches.
Ich schätze, das Buch, an welchem ich gerade schreibe, wird diese Frage für dich beantworten... Es stellt sich heraus, dass es eine lange Geschichte ist. So lang, dass es nicht mehr in diesem Roman unterzubringen war ohne ruiniert zu werden.         

Was denkst du könnte jeder von uns tun um die Menschlichkeit in unserem Sein mit den Pferden zu verbessern?
Die beste Art, das Wohl der Pferde zu verbessern ist es, sich selbst zu bilden. Wir können uns immer verbessern, in allen Aspekten des Lebens - auch im Sein mit den Pferden. Und das sollte immer unser Ziel sein. Wenn wir darüber nachdenken, was unser Pferd uns gibt, sollte es das wichtigste Bestreben eines jeden Reiters sein, herauszufinden, was man dafür zurückgeben kann.

Was ist dein Wunsch für die Zukunft aller Pferde und Pferdeleute und wie stellst du dir vor, dass sich diese Zukunft manifestiert?
Ich wünsche mir, dass mehr Leute lernen, Pferde wirklich als das zu SEHEN, was sie in Wirklichkeit sind. Denn wenn wir das tun, dann verstehen wir, das dass, was sie unserer Seele und unserem inneren Geist zu bieten haben, einmalig in der heutigen Welt ist. Ich schätze, dass man sagen könnte, dass "Zwischen Himmel und Erde" mein bester Versuch ist, den Pferden etwas zurückzugeben. Ich betrachte es als meinen Beitrag zur Verschiebung der Denkmuster, von welcher ich glaube, dass sie unvermeidbar ist wenn es darum geht, wie wir unsere Pferde behandeln und reiten. Die Zeit ist reif für Veränderung.

Vielen Dank für die Antworten Live!     
 

Wer nun Lust aufs Lesen bekommen hat, der kann das Buch direkt hier bestellen:




Wer mag kann das Originalinterview auf Englisch hier nachlesen!

Bis zum nächsten Mal!
-- Jaana

Neuerscheinung: Zwischen Himmel und Erde - meine Buchrezension