Sonntag, 24. Juli 2011

Neuerscheinung: ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE - ein Roman von Live Bonnevie

Zwischen Himmel und Erde

von Live Bonnevie

  • ISBN: 978-3-649-60318-4
  • Bestellnr.: 60318
  • 496 Seiten
  • Format: 14,2 cm x 21 cm
  • ab 12 Jahre
  • Übersetzer/in: Dagmar Lendt
  • Hardcover / innen 1-fbg.

€ 14,95

erhältlich im Coppenrath-Verlag

Buchklappentext:  

"Er ist absolut traumhaft", flüsterte Amanda.
"Das ist er", sagte Ylva stolz und lächelte Amanda zum ersten Mal an. Dann wisperte sie Aegir etwas auf Isländisch ins Ohr und streifte ihm das Zaumzeug ab.
Augenblicklich warf sich der Hengst herum, durchquerte den reißenden Fluss und galoppierte auf die offene Ebene hinaus. Amanda blickte ihm nach, bis er am Horizont verschwunden war, und ihr wurde klar: Sie musste Aegir haben! Doch wie konnte sie bloß einen Weg in sein Herz finden ...

***
Bei der norwegischen Erscheinung wurde ich bereits durch einen Clip auf YouTube auf dieses Buch aufmerksam (im Norwegischen ist der Titel "Hestens klan" also "Clan der Pferde"):

Dann wurde es mir weiter von Sabine Birmann empfohlen. Auf der Suche nach Büchern, die sich mit dem Seelenleben der Pferde auseinandersetzen wurde ich sehr neugierig. Konnte es sein, dass dies ein Buch war, welches in der Lage war, einen anderen Blickwinkel zu öffnen der über, ja sehr auf Kitsch getriebene, Storys wie Black Beauty, der Pferdeflüsterer etc. ging?

Um das zu wissen, verschlang ich das doch fast 500 Seiten-Buch innerhalb von 2 Tagen. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal beim Lesen eines Buches so viel Achterbahn der Gefühle gefahren bin; immer wieder vom tiefsten Tief hoch hinauf. Dann wieder eine krasse Wende, die einem fast den Magen umdreht, welche im nächsten Glücksmoment endet.

Ich wurde in keinster Weise enttäuscht. Autorin Live Bonnevie lässt nichts aus und auch nichts ungeklärt stehen. Es zeugt von Mut und Schreibkunst, nicht irgendwelche Statisten im Hintergrund stehen zu lassen. Im Leben ist es doch auch so, dass alles was passiert uns beeinflusst. Wir können nicht sagen, dass wir auf der einen Seite das tun und auf der anderen alles beim Alten lassen. Diese Liebe zum Detail macht die Geschichte stark, egal ob manche Geschehnisse etwas unwirklich sind - sie unterstreichen nur die hochkomplexen Vorgänge der Geschichte, die sonst kaum nachvollziehbar wären.

Man könnte das Buch in zwei Teile gliedern: einen ersten, der stark an Klischees von Pferdegeschichten erinnert (der tolle, unreitbare Hengst und die Vorbereitung auf ein Turnier) und einem Zweiten, in dem alle diese Klischees aufgebrochen werden und die Suche nach der Wahrheit auf einer ganz anderen Ebene stattfindet.

Die Welt der Islandpferde ist nicht das Land meiner Träume; die Wettkämpfe sind hart und man liest in den Augen vieler der Ponys die in Deutschland gelandet sein, dass sie nicht verstanden werden, traurig sind und irgendwie nicht an dem Platz, wo sie hingehören. Doch gerade sie stehen auch für Freiheit, für Freiheit im Leben mit den Menschen. Live Bonnevie berücksichtigt in ihrer Erzählung alle diese Punkte und beschäftigt den Leser damit.
Das Buch erzählt von einem Mädchen, wie wir es aus Büchern schon oft kennen; das alles hat, was wir uns wünschen, aber unter einem familiären Druck steht, der ohnegleichen ist. Hinter ihrem Rücken laufen Wetten auf ihre Leistungen im Reitsport. Der Zwiespalt beginnt, als sie dem Hengst Aegir begegnet, der sie zutiefst berührt und den sie haben muss, denn schließlich ist sie auf der Suche nach dem besten Pferd - aber ist dieses Pferd überhaupt mit dem zu vergleichen, was sie kennt?

Bonnevie beschreibt, dass wir alle die Energien dieser Welt spüren können und nach ihnen suchen - aber manchmal bleibt uns der Zugang dann doch verschlossen, wenn wir nicht bereit sind, uns zu öffnen und altes komplett neu zu hinterfragen.
Quelle: flickr Neil D'Cruze


Fazit: Dieses Buch ist gefährlich, denn es kann alte Muster aufbrechen und den Leser emotional sehr berühren. Ausserdem ist es so spannend, dass ich es keine Sekunde liegen lassen konnte, denn der Erste, der das Buch aufschlug, ließ es sich nur durch Zwang wieder nehmen! Ich bin gespannt, wie es auf Leute wirkt, die noch gar keine Erfahrung mit alternativen Reitweisen haben, aber kalt sollte es eigentlich niemand lassen. Ein gelungenes Meisterwerk, welches ich weiterempfehlen werde und welches auch hier auf dem Blog noch öfter zur Sprache kommen wird!

"Es braucht Zeit und Geduld, um eine Beziehung zu einem Pferd aufzubauen, aber ich kann dir versprechen, dass es sich lohnt."
"Wenn es Caspian williger macht, kann ich es ja mal versuchen."
 "Er ist mehr als willig, du musst nur ein bisschen genauer hinsehen", sagte Torgeir. "Du hast beschlossen, dass er im Stall stehen soll, und als er das Konzept begriffen hat, war er damit einverstanden, nicht wahr? Glaubst du, der Stall wäre seine erste Wahl? Sieh ihn dir jetzt an. Das hier ist seine erste Wahl. Wenn er es sich aussuchen könnte, würde er den Rest seines Lebens so verbringen, aber du hast für ihn ein anderes Leben ausgesucht. Er fügt sich, so gut er kann, aber du bemerkst es kaum. Verstehst du, dass es hart für ihn ist?"
"Irgendwie schon", log Amanda.
Nächste Woche: Exklusiv-Interview mit Autorin Live Bonnevie!!!

Mittwoch, 20. Juli 2011

So sollte Dressurreiten aussehen

Über Facebook bekam ich folgendenes Video empfohlen:


Falls das Video nicht mitgeschickt wird, folgt dem Link unten zu meinem Blog!

Wobei ich persönlich noch nicht einmal den "Reiter" als das Beste finde, sondern den etwas fragwürdigen Enthusiasmus des Sprechers ... ;-)

Samstag, 16. Juli 2011

Gemeinsame Mahlzeiten

Was kriegen wir eigentlich vom Leben unserer Pferde ausserhalb unserer "Arbeitszeiten" mit? Wissen Sie zum Beispiel, welche Kräuter es am liebsten frisst?
Wir sprechen davon, etwas FÜR und MIT dem Pferd zu tun ... - was macht ein Pferd den ganzen Tag? Theoretisch könnten wir doch einmal "mit ihm mitgehen", uns ansehen, was es gerne mag und gleichzeitig etwas für es tun; ein kleiner Spaziergang, wo man nur zu einer schönen Stelle Gras geht und dann beobachtet. Frisst Ihr Pferd die langen Halme oder lieber die Kurzen? Bleibt es an einer Stelle oder möchte es konstant weiterziehen?

Schnappschuss: unterwegs mit Pony Raja
Pferde verbringen mehr als die Hälfte des Tages mit Nahrungssuche und Fressen. Als ich in Indien täglich mit meinen Ponys unterwegs war, da wurde ich ein Teil dieser Aktiviät (habe natürlich kein Gras gegessen ;-). Das war etwas, was ich nur für mein/e Pferd/e gemacht habe. Das war, ein Mitglied der Herde zu sein; gemeinsam loszuziehen und nach Gras zu suchen.
Pferde, und ich möchte fast sagen, Pflanzenfresser allgemein, nutzen das gemeinsame Fressen auch als Ritual für sozialen Zusammenhalt. Anders als ein Fleischfresser, ist der Zugang zur Nahrung meistens nicht sehr kompliziert - was man sich nehmen muss ist die Ruhe und Besinnlichkeit, lange genug zu fressen um eine ausreichende Menge Nahrung aufzunehmen.

Nie hätte ich gedacht, dass es so aufregend sein kann, einem Pferd beim Grasen zuzuschauen! Im Allgemeinen braucht es 5 bis 10 Minuten bis sich ein Pferd oder eine Herde an einer Stelle ausreichend entspannt um geruhsam zu fressen. Die Energie verändert sich - sehr deutlich spürbar. Erst dann entsteht das Bild welches man vom grasenden Pferd eben so hat und wo es sich "den Bauch vollschlägt" bis irgendwann der Sättigungspunkt kommt.
Letzteren bemerkt man ebenfalls deutlich, denn auf einmal ist die Ruhe dahin, das Gras nicht mehr spannend genug und es wird herumgelungert, zur Tränke gegangen, im Schatten gedöst oder irgendein Unsinn gemacht, welcher sich früher oder später bemerkbar macht. Pony und Esel beschliessen dann z.B. die zwei anderen Pferde aufzuheizen oder einen Ausflug in den Wald zu machen.

Denicheur und Jonathan 2008
Ich mache das inzwischen mit jedem meiner Pferde, auch wenn diese eine eingezäunte Koppel haben. Die Situation, einfach einmal nichts zu wollen vom Pferd, zu warten, innezuhalten, zu beobachten und gleichzeitig den Moment teilen; sich zu freuen, wenn das Pferd etwas Leckeres gefunden hat.
Ganz zwanglos ist man im Alltag mit dem Pferd, kann seine Führposition "üben" und beim Rein und Raus aus der Box oder dem Paddock Kleinigkeiten klären. Das ist viel mehr, als in einer schlechten, erzwungenen Arbeitssequenz, wo es dann doch darauf hinausläuft, dass das Pferd irgendetwas bestimmtes machen soll!

Können wir das überhaupt noch? 20 Minuten entspannen und dem Pferd zuschauen?

Folgendes mache ich übrigens nicht:

- mich von meinem Pferd hinterherschleifen lassen. Stattdessen gehe ich immer einen Schritt voraus und bestimme die Richtung. Klar kommt es mal zu Meinungsverschiedenheiten, aber ich lasse mich nicht hinterherziehen!
- das Grasen von meinem Pferd einfordern lassen. Es gibt Momente, das wird gefressen und andere, da wird gegangen. Um den Unterschied deutlich zu machen, gehe ich in die Hocke und rupfe manchmal selbst ein bisschen Gras.
- gleich beim Koppelausgang grasen lassen. (Ausser ich lasse die Pferde einfach frei) Lieber nutze ich den Moment, an irgendeinen schönen Ort zu gehen und habe damit gleich einen kleinen Spaziergang kombiniert.
- meinem Pferd aufdringlich auf die Nerven gehen. Fressen ist Fressen - kein wissenschaftliches Experiment. Kann man sich nicht ruhighalten, dann kann man den Moment zum in sich gehen und meditieren nutzen.

Zum Schluss ein schönes Zitat von Sabine Birmann aus ihrem Buch:
"Ein Pferd, ein Tier und auch ein kleines Kind befinden sich noch im totalen Einklang mit der Natur. Wenn es geht, geht es wirklich, wenn es ißt, dann ißt es wirklich und wenn es ruht, dann ruht es wirklich. [...] Doch das Pferd gibt uns als Wesen auch die Chance [...] zu erfahren, was es wirklich bedeutet, zu leben ... was es wirklich bedeutet zu Sein ..."

Freitag, 8. Juli 2011

Autorität in der Erziehung - ein altes Thema

Herdenregeln
Kennt man sich heute überhaupt noch aus? Sehr harte Erziehungsmethoden werden als "gewaltlos" oder "sanft" verkauft und andere Wischi-Waschi-Ansätze als "hier wird klar und kompromisslos nach den Herdenregeln vorgegangen".

Bei Pferden sind die Herdenregeln relativ übersichtlich: machst du etwas, was nicht passt, ignoriere ich dich entweder oder es setzt etwas. Vergessen wir dabei denn nicht, dass in einer Herde niemand etwas von dem anderen will (Paarungszeit einmal ausgenommen) oder wirklich zu etwas zwingen kann, was dem entspricht, was wir heute mit unseren Tieren machen? Manchmal wirkt es so, als gäbe es zwei parallele Welten - die der Erziehung durch Autorität und die andere durch Liebe.

Wann brauchen wir Autorität? ...

Stellen wir uns vor, jemand der uns nahesteht, unser Partner, Kind, enger Freund oder auch unser Pferd oder Hund, kommt auf die Schnapsidee, auf der Autobahn herumlaufen zu wollen - oder bei Rot auf einer dicht befahrenen Kreuzung. Egal was es kostet, in diesem Fall gehe ich dazwischen. Im Notfall sehr autoritär und mit Bereitschaft, auch körperlich einzugreifen.

Was ist das jetzt? Liebe? Selbstlosigkeit? Unangemessenes, autoritäres Verhalten, da ich mir anmute, meine Entscheidung - die Person zu beschützen - wäre mehr Wert als wie deren Entscheidung, über die Straße zu gehen?

Ein anderes Beispiel wäre die Überlegung, ob es Sinn macht, meinem Kaltbluthengst beizubringen, sich Halftern und Führen zu lassen. Vertigo jedenfalls war zuerst der Meinung, dass er definitiv nicht dazu gezwungen werden könnte, dazubleiben, nur weil wir dies verlangten. Aber würde ihn das nicht auf der anderen Seite dazu verdammen, sein Leben auf mehr oder weniger der selben Koppel zu verbringen? Ist das ein "freies" und "schönes" Leben?

Vertigo bleibt ganz ruhig angebunden stehen und lässt sich putzen, obwohl Denicheur ausserhalb der Weide ist.
Von daher, wenn ich ganz ehrlich in mich horche, gibt es auch für mich die Punkte von "da muss ich bzw. er jetzt durch"! Wieso muss man vor so einer Konfrontation Angst haben?

... und wann müssen wir auf unser Herz hören?

Einmal anhalten und nachdenken unerwünscht?
Ein bockendes Pferd - und später stellt sich heraus, dass es Rückenschmerzen hatte. Ein eingeschlafenes, trauriges Pferd - es wurde stundenlang durch die gleichen Dominanzübungen geschleift. Ein Springpferd, welches nicht hoch genug springt, die Stangen reisst und deswegen Barren an die Beine geschlagen bekommt ...

Das sind alles todtraurige Geschichten, welche wir mit allerlei Vorschriften und Tierschutzgesetzen einzudämmen versuchen, aber diese können nie unser Herz ersetzen. Was nutzt die strengste Disziplin und Leistung, wenn darunter alles leer ist und emotionaler Bezug nur durch ein routinemäßiges Tätscheln des Pferdehalses nach einer gelungenen Aufgabe ist?

Ein Glück, dass das heute immer mehr Menschen aufzugehen scheint!

Viele Leute erleben ausserdem, dass es ihnen schwerfällt, wirklich selbstsicher und "dominant" aufzutreten. Auch wir sind nicht alle das geborene Leittier - vielleicht ist es unser Pferd ja eigentlich noch viel mehr als wir selbst? Genau diese Empfindungen können wir nicht verstellen und dann mit geschummelter Autorität etwas erzwingen. Pferde sind in dieser Hinsicht noch viel sensibler als wir Menschen und letztlich machen wir uns dadurch immer nur selbst zum Affen.

Bevor wir urteilen ...

Traurige und gebrochene Stute auf einem Parellikurs
... können wir überprüfen, ob wir etwas für uns selbst oder für unser Gegenüber, ergo für unser Pferd, tun. Vertigo ist dadurch, dass wir (dann ja doch mit Nachdruck auf dem Kurs) verständlich gemacht haben, dass ein Halfter in einem Pferdeleben einfach dazugehört, über sich selbst gewachsen und kann nun vieles erleben, was ihm viel mehr verspricht, als nur wie ein Weidevieh auf der Koppel herumzustehen.

Gehen wir den Weg zusammen mit unserem Gegenüber! Sprechen wir unseren Freund, der gerade auf die Autobahn rennen will, an und nehmen ihn an die Hand - bieten ihm etwas, was ihm Trost spendet und ihm zeigt, dass er uns sogar Wert ist, dass wir über unseren eigenen Schatten springen!

Gleichzeitig denken wir daran, dass auch wir selbst etwas wert sind! Den eigenen Lebensbereich zu verteidigen und einzufordern hat weder etwas mit Dominanz, noch mit Autorität zu tun!

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Samstag, 2. Juli 2011

Quälende Rückenschmerzen

Rückenprobleme sind tückisch; man nimmt sie zumeist erst spät wirklich ernst und dann werden sie zu einer enormen Belastung - sowohl bei uns Menschen als auch beim Pferd. Wir Menschen haben jedoch viele Möglichkeiten, nicht nur unseren Schmerz zu äussern, sondern auch unsere Position zu verändern und durch lange Ruhephasen zur Heilung von Verspannungen und Muskelschmerzen beizutragen.

Erst wenn wir jeden Tag für viele Stunden manche ungünstigen Haltungen - zusätzlich noch mit körperlicher Anstrengung verbunden - einnehmen müssen, bilden wir zuerst eine Schonhaltung aus und wenn diese die Belastung auch nicht mehr halten kann melden sich spätestens Rückenprobleme. Das ist natürlich auch beim Pferd so! Ist Skelett und Muskulatur gesund, so kann man zuerst sehr lange durchhalten, da durch die gute körperliche Verfassung eine Fehlhaltung ohne Mühe kompensiert werden kann. Deshalb kennen wir oft die Ursache der irgendwann eintretenden Schmerzen nicht mehr und müssen uns ganzheitlich behandeln.

Im Vergleich ist selbst das freilebende Pferd nicht so flexibel wie wir Menschen. Es braucht aufgrund seines Körperbaus immer eine gewisse Grundspannung und kann sich auch nicht leisten, einmal mehrere Tage herumzuliegen.

Eingeschnürt

Es ist möglich, auf einen gesunden und gutbemuskelten Pferderücken einen schlecht sitzenden Sattel zu schnallen, ohne dass das Pferd zwingend beim Absatteln Rückenschmerzen hat. Nun aber sollten wir uns vor Augen halten, dass wir es ja selten beim bloßen Satteln belassen und ausserdem unsere Pferde heute unter ganz bestimmten Bedingungen leben und geritten werden:
  1. Unsere Pferde leben auf sehr engem Raum. In kleinem Paddock, in der Box und auch auf den meisten Koppeln kann sich ein Pferd kaum das an Bewegung holen, was es zum Muskelaufbau wirklich braucht - oft fehlen allein schon die Anregungen dazu!
  2. Wenn also die Pferde schon nicht wirklich viel Bewegung nutzen können, dann ist es oft so, dass wir sie beim Reiten extrem belasten. Logischerweise findet wirkliche körperliche Leistung dann also nur mit dem schlechtsitzenden Equipment statt - möglichst noch mehrfach die Woche, mehrere Stunden und am strammen Zügel (man denke an die armen Schulpferde!).
Aus diesen beiden Punkten ergibt sich ein Teufelskreis, der zu gar nichts anderem führen kann, als dass die Muskulatur Schäden davon nimmt, wenn man nicht zumindest mit etwas Menschenverstand und Mitgefühl entgegen wirkt. Um das hier zu schreiben, muss ich kein Mediziner sein, denn der Vorgang ist eigentlich sehr logisch nachzuvollziehen.
Es ist wie immer Schuhe anzuziehen, die eine Nummer zu klein sind und damit einen Marathon laufen zu müssen. Wer will das schon? Und dann stellen sie sich vor, sie könnten sich nicht zwei Tage oder zumindest eine Nacht gönnen, wo sie die Füße hochlegen können (oder zumindest ihren Freunden vorjammern, wie weh ihre Füße tun ;-)! Das ist es nämlich, wenn das Pferd dann den Rest des Tages eingesperrt verbringen muss ... brrr ... mich schüttelt es dabei.

Also ist das Reiten und ein Sattel für das Pferd Quälerei?

Bedenken wir, dass der Rücken das Pferdes ja der Körperteil ist, der nicht nur das Pferd zusammenhält, sondern auch uns trägt! Sitzen wir ohne Sattel, so kann sich zumindest noch die Muskulatur frei bewegen.

Es hat keinen Sinn, darüber zu diskutieren, ob der Pferderücken grundsätzlich für das Reiten geschaffen ist oder nicht. Es ist ein Geschenk für uns, wenn unser Pferd uns auf sich reiten lässt; genau mit dem Rücken, den es eben hat! Am besten wäre doch, wenn wir uns daran erinnern und diese Wahrheit in Ehren halten, dann passiert es auch nicht so schnell, dass wir einen gesunden Pferderücken zu einem Dach- oder Senkrücken herabwirtschaften. Das wäre doch schon einmal ein Anfang, oder nicht?

Der noch ungearbeitete Rücken des 2jährigen Vertigo im Ruhezustand. Bei vielen Pferden kann man schon nach wenigen Jahren unter dem Sattel eine starke Rückbildung der Muskulatur erkennen - doch wie kann das sein?
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Zum Abschluss noch ein Bild von der Bodenarbeit mit Denicheur am Seil, wo wir an Innenstellung und Ansätzen zu Seitengängen arbeiten. Ihm und mir hat es sehr viel Spaß gemacht!

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