Freitag, 24. Juni 2011

Denicheur: Die Verwandlung eines Pferdes

Mein Erfahrungsbericht:
Denicheur 2008
“Denicheur”, das bedeutet im Französischen so viel wie “Schnäppchenjäger” - jemand, der sich etwas aus einer “Nische” abgreift und eine gutes Geschäft macht. Vielleicht passt der Name aber genau, denn er hat sich vor genau 3 Jahren den Platz bei uns geschnappt. Gerade noch, bevor seine Reise, wegen einem blinden Auge und zunehmendem Alter, unter dem Messer geendet hätte. Weil er sich so leicht Benutzen ließ, hatten alle der Familie Freude daran, das Reiten wiederzuentdecken. Doch von Anfang fragte ich mich, woher denn diese innere Mauer gegen die Beziehung zum Menschen kam.
Wir leben in einer großen Familie: Tiere aller Art, gehören wie selbstverständlich dazu. Aber Denicheur zu Anfang nicht. Er stand oben auf seiner Koppel und lebte weiter sein “Pferdeleben”. Ich spürte ganz tief, dass er dazugehören wollte, aber jeglicher Beziehung schon lange abgesagt hatte.
In den Begegnungen zwischen mir und diesem Wallach prallten alle Konzepte und Prinzipen aufeinander. Wie ein gutbürgerlicher Beamter auf einen hardcore Hippie - die aber beide kaum Ahnung von dem Leben des anderen haben. Als wir ihn nur mit Halfter und ohne Sattel ritten, waren wir sowieso unten durch gefallen, denn das zeugte ja nur von unserer Unwissenheit. Umgekehrt war ich von seinen Reaktionen verwirrt und verlor damit meine Selbstsicherheit schnell.
Beim ersten kleinen Ausritt forderte ich dem armen Pferd mit dem verspannten und jahrelang weggerittenem Rücken zu viel ab und er musste sich frei buckeln. Ich hatte noch keine Routine im Reiten, flog im Galopp vom Pferd und prellte mir die Schulter.
Auf dem ersten Kurs 2009
Ich vergesse nie wie er sich wehrte, nach meinem Sturz in meine Nähe zu kommen - aus Angst vor Prügel? Dabei hatte ich ihn noch nie gestraft. Damit musste ich mich sechs Wochen auskurieren und im Anschluss fuhr ich auf einen Kurs von Sabine Birmann in Deutschland ohne das Pferd. Endlich wurden mir Fragen beantwortet - allein durch Beobachtung.
Schlüsselpunkte waren Zeit und Aufrichtigkeit nicht nur ihm Gegenüber, sondern dem Leben im Allgemeinen. Bis er auf dem zweiten Kurs endlich wieder ehrlich sagen konnte, wie sehr ihm das Reiten eigentlich Spaß macht. Mit einer Reiterin, die zu ihm passt und einer Reitweise ohne Schmerzen. Noch im letzten Jahr konnte ich nur in Begleitung einer Gerte seinen Hafereimer füllen und heute wartet er mit einem freundlichen Blick.
Doch es war nicht nur er, der sich hat ändern müssen - es ist immer ein konstantes Bemühen umeinander; ob es nun die Haltungsbedingungen, das Futter, das Führen, die Bodenarbeit oder das Reiten betrifft.
Heute ist Denicheur ein stolzes, starkes Pferd! Natürlcih ist nicht alles perfekt, aber wer ein offenes Herz hat, der wird auf den Bildern sehen, wie sehr dieses Pferd sich zum Positiven verändert hat.
Zum ersten Mal Reiten mit Halsring 2009
2010 mit Magdalena
Und hier zum Schluss in stolzer Selbsthaltung und leicht angehobenem Rücken beim Angaloppieren. Alle sind dankbar und stolz aufeinander!
Frühling 2011 - freie Bodenarbeit

Donnerstag, 16. Juni 2011

Pferdehaltung aus Liebe zum Pferd ...

Artgerechte Pferdehaltung. ... Was für ein Begriff! Was er eigentlich bedeutet erlebt man immer wieder neu definiert.
Boxenhaltung ist verschrien, Offenstallhaltung ideal und neuerdings setzt man auf ein "Paddock-Paradise", in welchem das Pferd "alle seine natürlichen Bedürfnisse erfüllt sieht".

Doch kaum können wir überhaupt dem gerecht werden, was ein Pferd "in freier Wildbahn" zur Verfügung hat. Ist jedes Pferd in einer Box automatisch unglücklich und jedes Pferd in Offenstallhaltung zufrieden?

Ich weigere mich, in solchen Schubladen zu denken. Sie bringen uns nur dazu zu sagen, dass man alles getan hat und nicht weiter hinschauen muss. Natürlich ist eine Box nicht das ursprüngliche Lebensumfeld eines Pferdes, aber das sind unsere Stadtwohnungen für Singles für uns Menschen auch nicht. Trotzdem haben wir in den letzten Jahrzehnten einiges davon schätzen gelernt, was mancher nur ungern aufgibt.

Eine perfekte, artgerechte Haltung ist keine Garantie für ein glückliches Pferd. Das haben mir in den letzten Jahren die verschiedensten Lebewesen gezeigt. Beispiele gibt es tagtäglich wieder welche und die meisten Reiter kennen Sie im Alltag mit ihren Pferden.

***

Wir können nicht perfekt die Natur nachahmen. Aber jeder spürt, dass die Beziehung zu einem Tier etwas wunderbares sein kann. Deswegen finde ich Futterautomaten zum Beispiel zwar vorstellbar praktisch, jedoch bekomme ich jedes Mal Bauchschmerzen, wenn ich daran denke, dass es Leute gibt, die ihr Pferd noch nicht einmal selbst füttern möchten ... 

Dabei ist das Leben mit den Pferden doch genau dieser Alltag und wenn wir uns selbst sicher sind, dass es eben nicht egal ist, ob wir uns bei unserem Pferd blicken lassen oder nicht, dann erst sehen wir das Pferd als Persönlichkeit; indem wir seinen psychischen Zustand auch ernst nehmen! 

Und selbstverständlich gehört dazu, dass wir unser Pferd nicht den ganzen Tag einsperren, sondern wenn man wirklich aus Liebe zu seinem Pferd handelt, dann wird man sich mit ihm freuen wenn es über die Wiese galoppiert, genauso wenn es genug gefüttert und gepflegt ist und sich einfach pudelwohl in seinem Körper fühlt.

Perfekt ist niemand - ich ganz bestimmt nicht - und darum hilft es auch niemandem, sich dahinter zu verstecken, dass man ja recht hat.

Wenn ich einen Tipp hätte, würde er lauten: hinschauen, nachdenken, gesunden Menschenverstand einschalten und für Meinungen von aussen offen sein.

Samstag, 11. Juni 2011

Neustrukturierung des Blogs

Hallo liebe Leser!

So, wie ich sehe, der letzte Beitrag ist noch vom Spätherbst!!! Inzwischen ist es Juni und natürlich wie immer viel passiert, aber wenig, was wirklich Sinn macht, nochmal aufgewärmt zu werden. Trotzdem danke ich meinen treuen Mitlesern, dass wir inzwischen schon so viele Seitenaufrufe zusammengebracht haben.

Jetzt habe ich vieles in meinem Leben sortieren können, abschließen und neuanfangen und mitgekommen ist die Schreiblust.

In Zukunft wird es hier mehr und mehr grundsätzlichere Artikel zu Themen geben, die das Internet und mich beschäftigen und weniger nur "Tagebucheinträge". Ich bekomme immer mehr Fragen zu meinen Videos auf YouTube, welche ich gerne in ausführlicherer Form beantworten würde als wie in der Kommentarfunktion möglich.

Von daher wäre ich für viele Fragen eurerseits offen. Nicht immer werde ich sie gleich beantworten, aber sie zu meiner Artikelliste hinzufügen. Schickt mir eine Mail oder hinterlasst mir ein Kommentar mit einer Frage oder einem Thema, welches gut wäre, mal angesprochen zu werden. Einmal die Woche versuche ich mir dann mindestens Zeit für eine Erörterung zu nehmen.

Des weiteren möchte ich meinen neuen Kunstblog und Homepage JaJoFo vorstellen, welche jetzt in ein wenig entgültigerer Fassung im Netz steht. Wer mich unterstützen möchte, kann dort meine Dienstleistungen einsehen und per Mail bestellen.

Ein schönes Wochenende!
Jaana